Werdende Mütter und Neugeborene: Thema in ASB-Lehrrettungswache – ein Geburtssimulator hilft im Training | Info zum Tag des Notrufs am 11.2.
Kaum jemand macht sich, wenn eine Geburt ansteht, so viele Gedanken wie werdende Eltern: Was, wenn die Wehen einsetzen, womöglich die Fruchtblase platzt und es zu Komplikationen kommt? Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Region Karlsruhe schult seine Mitarbeitenden im Rettungsdienst speziell auch für solche Notfalleinsätze. Das teilte der Leiter der ASB-Lehrrettungswache in Durlach Roman Kohler zum Europäischen Tag des Notrufs mit. Der europaweite Aktionstag am 11. Februar (11.2.) dient dazu, uns die 112 als Notruf-Nummer in Erinnerung zu rufen und zu verinnerlichen.
Laut ASB-Landesarzt Christoph Nießner macht der ASB Baden-Württemberg e.V. jedes Jahr Themen für die interne Aus- und Weiterbildung zur Pflicht. „Geburten im Rettungsdienst sind nichts Alltägliches“, sagt Nießner, der zugleich Vorsitzender des ASB Region Karlsruhe und Leitender Notarzt der Stadt Karlsruhe ist. Werdende Mütter und Neugeborene im Notfall angemessen zu versorgen, sei somit im Fortbildungsjahr 2024 ein Hauptthema für Samariter:innen in ganz Baden-Württemberg.
In Karlsruhe bietet die Lehrrettungswache bis Dezember 24 Termine für die landeseinheitliche interne Schulung an. Zeitansatz: 4 Stunden – mit dem Ziel, die Teams für die Spezial-Einsätze zu sensibilisieren. Markus Stefan, stellvertretender Leiter der Lehrrettungswache, blickt zurück auf die Vorbereitungen. „Als uns klar wurde, dass wir im Training ein Setting brauchen, das den Kolleginnen und Kollegen den Zugang ganz praktisch erleichtert, schauten wir uns nach einem Simulator um und wurden auch fündig.“ Es gibt einen Tragegurt für „Mama Natalie“, eine Patientin etwa in der 38. Schwangerschaftswoche. Hinzu kommt das Phantom eines Säuglings, das sich mit Wasser füllen lässt, samt Nabelschnur.
Training mit Simulation gehört ins Repertoire
Erste, im Rettungsdienst tätige Kolleginnen und Kollegen haben Mama Natalie bereits kennengelernt. „Die Resonanz bei den Schulungen ist gut“, sagt Lehrrettungswachen-Leiter Roman Kohler. Sich den Gurt umzuschnallen oder vor sich zu sehen, helfe, sich die Situation einer präklinischen Geburt vor Augen zu führen und für den Notfall-Einsatz die Perspektive einer hochschwangeren Patientin einzunehmen. Laut Kohler kein Routinefall: „Deshalb ist uns ein Training mit Simulation hier so wichtig.“
Damit verbunden seien medizinische Fragen. Bei einer so genannten Uterusatonie etwa sei es wichtig, eine Kontraktionsschwäche der Gebärmutter mit einer lebensgefährlichen Nachblutung im Blick zu behalten. Auch eine unvollständige Plazentaablösung könne als Komplikation auftreten. Markus Stefan ergänzt: „Wir schulen Mitarbeitende auch darin, einen Mutterpass zu lesen.“ Das gelte für die Fortbildung der Teammitglieder ebenso wie für die angehenden ASB-Notfallsanitäter:innen, die dies übten und „so in ihr Repertoire mitaufnehmen können“.
Mutter und Neugeborenes würden nach einer präklinischen Geburt stets einer Hebamme in der Klinik vorgestellt, so Stefan. Je nach Einsatzort sind es das Städtische Klinikum als Maximalversorger, die VIDIA Kliniken in Karlsruhe, die Klinik in Bruchsal oder auch Häuser in benachbarten Leitstellenbereichen. [ Anm. in eigener Sache: Text versendet an Medien zum o.a. Zeitpunkt mit Sperrfrist Sa., 10.02.2024, 00:00 Uhr ]
Die 112 und der Europäische Tag des Notrufs
Die Notrufnummer 112 ist kostenfrei und kann auch vom Handy aus ohne Vorwahl gewählt werden. Sie gilt nicht nur in Deutschland, sondern europaweit – inklusive der Schweiz. Die 112 kann immer gewählt werden, wenn es lebensgefährlich wird.
- Dazu gehören schwere Unfälle, Vergiftungen, Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall, Kreislaufkollaps, schwere Atemnot, starker Blutverlust und andere lebensbedrohliche Situationen.
- Damit die 112 bekannt und fest verinnerlicht bleibt, findet jährlich am 11. Februar (11.2.) europaweit der Aktionstag statt.
- In Baden-Württemberg gibt es laut Innenministerium des Landes seit Jahren die „Nothilfe-SMS“ und das „Notruf-Fax“ als weitere Optionen neben dem eigentlichen Sprachnotruf.
- Das Notruf-App-System „nora“ steht bundesweit einheitlich und barrierefrei etwa für Menschen mit einer Sprach- oder Hörbehinderung zur Verfügung. Alle genannten Optionen sind kostenlos.
„Mama Natalie“ und was den Simulator so besonders macht
Mit Anschaffen des Simulators bei dem Fachunternehmen ist die Ausgabe eines zweiten Simulators im Wert von knapp 1.400 Euro als Spende in Länder verbunden, wo das Personal der Gesundheitsversorgung auf solche Sachhilfe angewiesen ist. Das Unternehmen Laerdal Medical in Puchheim, Bayern, unterstützt damit „Helping Mothers Survive“. Dies ist eine Non-Profit-Initiative mit Sitz in Stavanger, Norwegen. Nach Angaben der 2010 gegründeten Initiative wurden weltweit seither mehr als 86.000 Mitarbeitende an Simulatoren geschult.