Äpfel mit gelaserter Botschaft, Visiere aus 3D-Drucker: „Signale der Solidarität und praktische Hilfe sind genial“
Um den „Helden in der Pflege“ zu danken, brachte ein Händler vom Großmarkt Karlsruhe seine Botschaft per Laser auf Äpfel. Die ASB-Seniorenresidenz Am Park in der Südoststadt war eine der belieferten Adressen. Zeitgleich druckten Lehrkräfte der Heinrich-Hübsch-Schule Visiere in 3D. Als Spende sorgen die so genannten Spuckschutz-Schilde beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Karlsruhe nun zusätzlich für Schutz in Rettungsdienst und Pflege.
Dank konsequenter Anstrengung und gut gepflegter Kontakte zu den Bezugsquellen sei der ASB mit Equipment landesweit gut aufgestellt, berichtet Daniel Groß, Regionalgeschäftsführer für Karlsruhe: „Doch für die Visiere, die sich desinfizieren und wiederverwenden lassen, sind wir sehr dankbar, eine tolle Ergänzung im Nahkontakt. Zu den schonend gelaserten Äpfel mit Dank-Botschaft sagt er: „Auf die Idee muss man kommen! Die Solidarität, die wir spüren, tut gut. Die Signale kommen an, Dankeschön! Was Menschen von sich aus tun, um zu sagen ‚Macht weiter, haltet durch‘, ist genial.“
„Einfach-Anpacken-Mentalität“ verbindet Menschen
Christoph Nießner sieht in der freiwillig geleisteten Hilfe „den Geist des ASB“ gespiegelt. „Die Einfach-Anpacken-Mentalität ist es, die verbindet“, erklärt der ehrenamtliche Vorsitzende des ASB Karlsruhe. Die Spender der Heinrich-Hübsch-Schule waren über die Branddirektion an ihn gekommen, in Nießners Funktion als Leitender Notarzt der Stadt Karlsruhe.
Großmarkt-Händler Andreas Frey wiederum schickte kürzlich insgesamt 100 frische Äpfel ungefragt in die Seniorenresidenz am Park. „Danke für Ihren Einsatz“, war in Hellgrün auf den Schalen zu lesen – Sorte Jonagored vom Bodensee, je sechs Stück unter Cellophan.
Ein offenbar ähnlicher Gedanke brachte an der Heinrich-Hübsch-Schule einen Stein ins Rollen. Die Schule an der Fritz-Erler-Straße ist eine Berufs-, Berufsfach-, Techniker- und Meister-Schule für Baugewerke.
Gemeinsam guten Willens: Sie haben die Technik und wissen, wie es geht
„Unsere 3D-Drucker laufen 20 Stunden am Tag“, berichtet Bernhard Fluhr begeistert. Sorgen, seine Nacht könne mit vier Stunden Schlaf zu kurz geraten, zerstreut er: „Den letzten Druck-Auftrag starte ich abends gegen 23 Uhr.“ Als Rohmaterial führt er eine 3 mm dicke Schnur aus Kunststoff ins Gerät. Das Rohmaterial bezieht er aus dem Internet: Polyactid-Filament (PLA). Der für Schmelztemperaturen ab 150 Grad geeignete Werkstoff ist laut Fluhr ein Bio-Kunststoff auf Basis von Glucose und Milchsäure, rein pflanzlich und biologisch abbaubar.
Markus Kühn, der stellvertretende Leiter der Heinrich-Hübsch-Schule stellt klar: „Die Idee zu Visieren aus 3-Druckern kommt von der Louis-Lepoix-Schule in Baden-Baden. Bei uns, an der Heinrich-Hertz-Schule, der Gewerbeschule Durlach sowie an der Dualen Hochschule werden fleißig Bügel gedruckt. Diese laufen dann zur Montage der Visiere bei uns zusammen.“ Kühn und Fluhr sind unter die Tüftler gegangen: „Die Schilde schneiden wir von Hand aus, zu viert nach Schablone. Mit Fensterband aus dem Baumarkt erhöhen wir den Tragekomfort am Kopf.“
Ralf Girock, beim ASB Karlsruhe verantwortlich für die Sozialen Dienste, stattet die Teams aller sechs Seniorenresidenzen und der Pflegedienste in Karlsruhe sowie Bruchsal, Bretten und Kraichtal jetzt zusätzlich mit Visieren aus. Den Wert der Schutzschilde skizziert ASB-Landesarzt Nießner am Beispiel Pflege: „Man fühlt sich bei der Ganzkörper-Hygiene eines Bewohners psychisch wohler, ist geschützt vor einem ungewollten Griff ins Gesicht.“ Die Teams im ASB-Rettungsdienst profitieren bereits von einer Visier-Spende, die voraus ging.
„In schweren Zeiten vorne dran“
Signale der Solidarität und praktische Spenden erreichen die Helfenden von vielen Seiten. Für die Äpfel-Initiative griff der Geschäftsführer der Gemüsebau Frey GmbH zum Telefon. Binnen einer Stunde hatte Andreas Frey das passende Angebot von der Salem Frucht Bodensee für, so der Fachjargon, „geschüttelte Ware“. Dazu die Idee des Lieferanten, die Äpfel schonend zu lasern.
Zum Anliegen seiner Grußbotschaft sagt Frey: „Ein wenig Dankbarkeit zeigen denen, die für uns in diesen schweren Zeiten vorne dran-, und ihren Familien, die dahinterstehen.“ Es gehe jetzt darum, „dass Menschen überleben.“ Frey, 33 Jahre, erinnert sich: „Meine Oma war nach einem Schlaganfall mehrere Jahre lang auf Hilfe angewiesen. Für jemanden verlässlich da zu sein und ihn zu pflegen zeuge „von ultimativer Größe“, meint er. Der Großmarkt-Händler vom Weinweg schickte Mitarbeiter Welat Kutlu somit mit einer Apfelkiste auch zum ASB.
Wenige Tage zuvor hatte ein Bote der Bäckerei Nussbaumer bereits Gebäck mit Rosinen und Mandeln in die ASB-Seniorenresidenz Am Park gebracht. Eine Kollegin, die eine nahe gelegene Wohnanlage des ASB betreut, führte die Spende von sich aus weiter. Sie setzte sich die Aufgabe, zwei Wochen lang täglich von irgendwoher etwas Gebäck zu besorgen. Viele brachten Kuchen und Muffins, um damit die Pflegekräfte zu stärken, die sich ihrerseits einsetzen – für das Wohl ihrer Bewohnerschaft in der Karlsruher Südoststadt.
Unternehmen, große wie kleine, unterstützen
1.920 Wiener Würstchen spendierte die EDEKA Südwest Fleisch GmbH den Karlsruher ASB-Standorten: Transfer ehrenamtlich im Fahrzeug mit Kühlkammer durch die Schnell-Einsatz-Gruppe zu ASB-Pflegeheimen und Rettungswachen. Unternehmen, große wie kleine, meinten es zuletzt gut mit dem Rettungsdienst: RedBull ließ den Karlsruher ASB-Wachen Paletten des „Muntermachers aus Österreich“ zukommen.
Die Kochwerkstatt "Goldstück" bereitete der Belegschaft in Rettungsdienst und Krankentransport ein veganes Curry: Kichererbsen und Kokos, gluten- und laktosefrei. „Für unsere ASB-Helden“ schrieben die Köche in Rüppur dazu.
Die dm-drogerie markt GmbH & Co. KG gewährt Karlsruher ASB-Mitarbeitenden, die online ein Kundenkonto anlegen, nun bis Ende Mai zehn Prozent auf Einkäufe in haushaltsüblichen Mengen – per Coupon im Onlineshop und per App in Filialen, wie es auf einem Handzettel erklärend heißt. Das Unternehmen will dies als „kleinen Beitrag“ verstanden wissen, „auch wenn Ihr Engagement und Durchhaltevermögen in der aktuellen Situation unbezahlbar ist“.