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Gegen das Vergessen ist ein Kraut gewachsen

Biografiearbeit in den Häusern des ASB Karlsruhe

Mit welchen Mitteln arbeitet das Fachpersonal unserer Einrichtungen im Alter bei den Senioren gegen das Vergessen? „Vieles, was wir täglich tun, hat zum Ziel, Persönlichkeiten wachzurufen und Identitäten zu erhalten“, sagt etwa der Leiter des Pflegezentrums Josefshaus in Ubstadt, Kurt Stahl. Wichtig bei allen Angeboten sei „die Atmosphäre im Raum.“

Elisabeth Herzog lebt im ASB-Josefshaus und wirkt dort am lebendigen Austausch unter den Bewohnern mit. "Bilder von früher", sagte sie in ihrer Eigenschaft als Heimbeirätin, "helfen, um ins Erzählen zu kommen". Unser Foto zeigt sie vor einem Festakt im ASB-Pflegezentrum im Juni 2018. | Bildnachweis: ASB Karlsruhe

Zutrauen, Zuspruch, Wertschätzung

Eine Szene aus Karlsruhe-Neureut: Ermuntert von der Leiterin der ASB-Tagespflege greift eine Seniorin zur Schere, schneidet auf Pappe eine vorgezeichnete Figur aus. „Keiner hatte ihr das mehr zugetraut, am wenigsten sie selbst“, sagt Melanie Dopf, die Pflegedienstleiterin.

Durch den kleinen Erfolg scheint die Frau, die in ihrer Freizeit zeitlebens genäht und geschneidert hat, mit einem Mal auch für die weiteren Anwesenden im Raum wie wachgerufen. Empathie und Zuspruch machten das möglich. Dopf berichtet, wie es weiter ging: „Als ich das bei der nächsten Gelegenheit der Tochter der Frau erzählte, hatten wir beide Tränen in den Augen.“

Kleine, bewegende Erfolge erleben die in den Häusern des ASB für die Pflege verantwortlichen Teams immer wieder. Kurt Stahl in Ubstadt sieht darin ein „Ergebnis konsequent angewandter Biografie-Arbeit“ und erläutert: „Fühlen, tasten, alte Bilder erkennen etwa von ehemaligen Wohnorten der Bewohner, Gehörmemory, also Alltagsgeräusche erkennen und benennen, all das gehört bei uns dazu.“

Expertenstandard und Leitlinien

Experten aus Pflegewissenschaft und -praxis stellten zuletzt heraus, wie wichtig es ist, dass Menschen im Alter vernetzt sind.

  • Ein über zwei Jahre erarbeiteter Expertenstandard trägt den Titel: „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“.
     
  • Ziel der Angebote für pflegebedürftige Menschen mit Demenz ist es, dass diese das Gefühl haben, gehört, verstanden, angenommen und mit Anderen verbunden zu sein, sagen wir.
     
  • Das Team vom Qualitätsmanagement Soziale Dienste beim ASB Karlsruhe hat Leitlinien wie die des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege stets im Blick.

Sinne rufen das Erinnern wach

Wer mit dem Leiter des ASB-Josefshauses in Ubstadt-Weiher spricht, schöpft Hoffnung, dass es möglich ist, Alzheimer zu parieren: „Gegen das Vergessen ist ein Kraut gewachsen“, sagt Stahl und betont dabei das Verb, „sogar viele Kräuter!“

Biografie-Arbeit in dem von ihm geführten Haus darf man sich so vorstellen: Es gibt eine „Teezeit“, ein Zusammentreffen von Bewohnern, Angehörigen und Betreuungskräften über die Wohnbereiche, die Zuhause und Rückzugsraum sind, hinweg. „Bei Kaffee oder Tee und Kuchen kommt immer etwas in Gang“, schildert Stahl.

„Man erzählt, tauscht sich aus, erfährt etwas vom Anderen, der sich dabei selbst Inhalte seines Lebens bewusst macht.“

Singen, Geschicklichkeit, Motorik

Täglich wird in den Räumen des Josefshauses irgendwo gesungen.
Je nach Hintergrund der Bewohnerschaft kommen unterschiedliche Facetten zum Tragen, die zur Lebensstruktur der in die Jahre gekommenen Menschen gehörten.

Kurt Stahl: „Gottesdienste verschiedener Konfessionen zählen für viele dazu. Was alle verbindet, ist Bewegung zu Musik, bei schönem Wetter auch auf unserer Terrasse mit Blick ins Grün vom Bürgerpark.

Auch Gesellschafts- und Tischspiele, die Außenstehenden wie Beschäftigungs-Therapie anmuten können, gehören dazu.“ Warum? „Die regen Geschicklichkeit und Motorik an.“

Sprichwörter vervollständigen, über Bilder ins Erzählen kommen: Diese Spielarten von Gedächtnistraining, wie Kurt Stahl sie nennt, bringen Teams des Karlsruhe beinahe täglich zum Einsatz – ob in den Seniorenresidenzen, den Tagespflegen oder den Anlagen mit Betreutem Wohnen des Arbeiter-Samariter-Bundes.

Gefragt nach kleinen Highlights nennt Stahl die „Kino-Nachmittage, an denen wir alte Filme zeigen, die sich unsere Bewohner wünschen oder die „Wellness-Tage im Josefshaus: Die Massage von Füßen und Händen erzielt speziell bei Dementen eine basale Stimulation, wie wir in der Pflege sagen.“

Bereits vier Jahrzehnte umfasst seine Erfahrung in der Altenpflege.