Ein Blick zurück bis zu den Anfängen
Der ASB Region Karlsruhe geht zurück auf das Jahr 1909. Getragen vom Gedanken der Selbsthilfe ("Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir keiner"), wird die Kolonne Durlach 1909 von 26 Mitgliedern in der damals selbstständigen Stadt Durlach im Großherzogtum Baden gegründet. Hier finden Sie kurz skizziert, wie sich unser Verband seither entwickelt hat.
1909 | Das Jahr der Gründung
Im Zuge der zunehmenden Industrialisierung gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren Arbeitsunfälle an der Tagesordnung. Verletzte wurden nur mangelhaft versorgt, das "Schlachtfeld" der Arbeit kostete jährlich tausende von Menschen das Leben. Die im Großherzogtum Baden gegründete Kolonne Durlach half im Jahr 1909 in zunächst zehn Fällen. Laut der ersten bekannten Unfallstatistik waren das ein Fall von Ohnmacht, drei Fälle von Nasenbluten, zwei Unfälle im Wasser bzw. Eis, eine Verrenkung, zwei Hautabschürfungen sowie eine frische Wunde.
Erster Weltkrieg, Wiedergründung | Auflösung unter Hitler, Wiedergründung
Während des Ersten Weltkrieges ist über Aktivitäten der Kolonne Durlach nichts bekannt. Im Frühjahr 1921 allerdings rufen 20 Mitglieder die Kolonne wieder ins Leben. Die Kolonne gehört dem ebenfalls in diesem Jahr gegründeten Kreis 17 Baden an, dem Vorläufer des heutigen Landesverbandes.
1925 kommt es zum Gründen der Kolonne Karlsruhe unter dem Vorsitz von Markus Frey.
Nach der Machtergreifung Hitlers ordnet der Reichsminister des Inneren an, die Kolonnen des Arbeiter-Samariter-Bundes aufzulösen und in das Kolonnenwesen des Roten Kreuzes zu überführen. Das Vermögen des ASB wird enteignet, der ASB aufgelöst.
Im Februar 1951 wird die Kolonne Karlsruhe unter dem Vorsitz von Hugo Mittelstädt wiedergegründet.
Die 1950er bis 1970er Jahre
In den 50er und 60er Jahren liegt der Schwerpunkt der Arbeit des ASB Karlsruhe auf der Ausbildung und insbesondere auf Erste-Hilfe-Kurse und dem Sanitätsdienst. Auch der Rettungsdienst gewinnt an Bedeutung: Die zunehmende Motorisierung der Bevölkerung erfordert ständig wachsende Kapazitäten an Rettungsmitteln.
1960 nimmt der ASB Karlsruhe mithilfe der Stadt seinen ersten Krankenwagen in Betrieb.
1970 eröffnet der ASB Karlsruhe in der Adlerstraße 33a seine erste Altenbegegnungsstätte.
Der Verein verändert sich: Leistungen der Alten- und Jugendhilfe kommen hinzu.
Die 1980er und 1990er Jahre
Das Jahr 1980 ist ein besonderes Jahr insofern, als der ASB in Karlsruhe mit 12.500 Fördermitgliedern der mitgliederstärkste Ortsverband in Deutschland ist. Die weiteren Schritte:
1980 | Einrichten einer neuen Rettungswache auf dem Gelände der Kinderklinik am Durlacher Tor
1983 | Inbetriebnahme eines Baby-Notarztwagens
Mitte der 80er Jahre engagiert sich der ASB verstärkt mit "Mobilen Sozialen Hilfsdiensten". So eröffnet der ASB den bundesweit ersten Sozialladen an der Ecke Rotteckstraße / Morgenstraße, heutige Südoststadt. 1986 erfolgt das Gründen einer Sozialstation zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt.
1991 wird die Rettungswache des ASB in Karlsruhe als erste Lehrrettungswache Baden-Württembergs anerkannt und ein Elektroauto wird für die sozialen Dienste in Betrieb genommen. 1996 erweitert sich das Serviceangebot um ein "Essen auf Rädern" sowie den ASB-Hausnotruf.
Der ASB Karlsruhe beschäftigt zu diesem Zeitpunkt 80 hauptamtliche Mitarbeitende und 80 Zivildienstleistende.
1999 | Eröffnen einer Tagespflege im Hardtwaldzentrum
Die Zeit von 2000 bis 2016
Mit Beginn des neuen Jahrtausends vergrößert sich unser Spektrum an Leistungen und Hilfen für das Leben im Alter. Die Schritte, chronologisch:
2001 | Eröffnen der ASB-Tagespflege Neureut
2003 | Umzug der ASB-Innenstadtwache vom ehemaligen Gelände der Kinderklinik zum neuen Standort in der Kriegsstraße 100.
2004 | Inbetriebnahme der ASB-Seniorenresidenz Im Blumenwinkel, als erste stationäre Pflegeeinrichtung - mit seinerzeit 41 Plätzen, angegliedert: eine Anlage für Betreutes Wohnen
2005 | Eröffnen der Tagespflege an der Pfinz
2006 | Inbetriebnahme der ASB-Seniorenresidenz Am Park - mit seinerzeit 46 Plätzen, angegliedert: eine Anlage für Betreutes Wohnen
2008 | Inbetriebnahme der ASB-Seniorenresidenz "Am Ostring" mit seinerzeit 65 Plätzen, angegliedert: eine Anlage für Betreutes Wohnen
2011 | Inbetriebnahme der Seniorenresidenz Oberreut, später: Haus Lucia Hug - mit seinerzeit 87 Plätzen, angegliederte "Stiftswohnungen"
2014 | Bedingt durch den Zusammenschluss des Regionalverbands Karlsruhe mit dem Ortsverband Bruchsal zum 01. August Erweitern des Spektrums um eine Sozialstation, eine Anlage für Betreutes Wohnen in Bruchsal sowie ASB-Pflegezentrum Josefshaus in Ubstadt-Weiher mit seinerzeit 66 Plätzen
Weitere regionale Ereignisse:
2007 | Start der Motorradstaffel des ASB Region Karlsruhe
2011 | Start der Rettungshundestaffel des ASB Region Karlsruhe
Januar 2015 | Ein Beschluss des Landesvorstands nach § 1.1.1.3 der Satzung gibt den Namen, den wir heute tragen: Aus dem Regionalverband Karlsruhe wird der Arbeiter-Samariter-Bund Baden-Württemberg e.V. Region Karlsruhe - kurz: ASB Region Karlsruhe oder ASB Karlsruhe.
Dezember 2016 | Bilden eines Karlsruher Teams für den ASB-Wünschewagen
Die Zeit bis zum Jahr 2020
Das Jahr 2017 brachte Erweiterungen im Rettungsdienst. Das war zum einen ein weiterer Standort: Seit April 2017 unterstützt der ASB Region Karlsruhe von der neuen Rettungswache in Baden-Baden Oos aus den Raum Rastatt und Baden-Baden - dies mit einem Rettungswagen (RTW) im Tagbetrieb. Und es war zum anderen ein weiteres Fahrzeug: Im Herbst des Jahres kam am SRH-Klinikum in Karlsbad-Langensteinbach ein zweites Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) des ASB Region Karlsruhe hinzu.
Ein neuer Standort auch in der Pflege: Am 12. Juli 2017 erfolgte der Spatenstich für die ASB-Seniorenresidenz Bretten am Saalbach, citynah in Bretten, auch Melanchthon-Stadt genannt. Das Pflegeheim ist auf hohe Lebensqualität im Alter und zugleich beste Arbeitsabläufe auf vier Etagen ausgerichtet: 87 großzügige barrierefreie Einzelzimmer, über zwei Flügel verteilt. Die sechs Wohngruppen verfügen über teilweise klimatisierte Aufenthaltsräume sowie jeweils einen Wohn-Essbereich mit offener Küche. Räumlich angegliedert sind 26 Senioren-Wohnungen nach neuestem Standard. Eine Tagespflege mit 15 Plätzen gehörte ursprünglich mit zum Konzept.
Feierlich eröffnet wurde das Haus am 20. September 2019 gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Schon im Juli, nach knapp zwei Jahren Bauzeit, startete ein erstes Team aus Pflege, Hauswirtschaft und Betreuung und nahm Anfang August 2019 die ersten sechs Bewohnenden auf. Gut sieben Wochen danach war das Haus bereits zur Hälfte belegt.
In den Juli 2019 fiel auch ein Tag der offenen Tür, den mehr als 500 Menschen vom Ort und aus allen Himmelrichtungen nutzten, um den Neubau zu erkunden: Die Rundgänge durchs Haus am 27. Juli ermöglichten es Senioren und pflegenden Angehörigen ebenso, Antwort auf Fragen zum Haus von den Fachkräften zu erhalten.
Weitere regionale Ereignisse:
2017/18 | Erste Einsätze der Feldküche der Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) im Bevölkerungsschutz des ASB Region Karlsruhe
2019 | Start der Drohnenstaffel des ASB Region Karlsruhe
Die Zeit ab 2020 und die Herausforderungen der Pandemie
Auf die Corona-Pandemie, die 2020 aufkam, und auf die mit ihr verbundenen Herausforderungen reagierte der Wohlfahrtsverband entschlossen, aktiv und strukturiert: Der Landesverband stützte die Regionen mit seinem Krisenstab in Stuttgart. Der Stab filterte relevante Infos und bereitete sie verständlich auf, pflegte die Kontakte zu den Bezugsquellen und beschaffte das nötige Equipment.
So konnten sich auch die Teams des ASB Regio Karlsruhe in Rettungsdienst und Pflege ohne die Sorge etwa vor einem Mangel an Schutzkleidung weiter darauf konzentrieren, für die Menschen da zu sein. Das SARS-CoV-2-Virus hatte mit einem Fall im Landkreis Starnberg / Bayern am 27. Januar 2020 Deutschland erreicht [Quelle dazu: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus/chronik-coronavirus.html].
Denkbar breit gefächert waren die Hilfsleistungen der freiwilligen Kräfte in der Region in dieser Zeit: Das Spektrum umfasste sowohl den Einsatz in Mobilen Impfteams gegen Covid 19-Infektionen zusammen mit der enormen, damit verbundenen Logistik-Leistung als auch Antigen-Schnelltests für Bürger, Firmen-Mitarbeitende sowie Mitarbeitende und Bewohnende von Pflegeheimen.
So betrieben die Karlsruher Ehrenamtlichen eines der anfänglich elf, später fünf Notlager- und Logistikzentren für Schnelltests und Schutzkleidung des Landes Baden-Württemberg. Im Auftrag des Sozialministeriums lieferten sie in der Zeit von Dezember 2020 bis Mai / Juni 2021 eine halbe Million Schnelltests sowie tausende Schutzanzüge an Einrichtungen, Schulen, Universitäten und die Landespolizei aus.
Ehrenamtskoordinator Carsten Schmidt in einem Rückblick Heiligabend 2022: „Das waren unzählige Paletten, die angenommen werden mussten, geprüft wurden, kommissioniert wurden und zur Abholung, bzw. zur Lieferung vorbereitet werden mussten. Etwa 200 Empfänger wurden so be- und verarbeitet. All das nebenbei und im Hintergrund … .“
Die Schnell-Einsatz-Gruppe des ASB Region Karlsruhe unterstützte Pflegeheime von Dezember 2020 an in Reihentestungen dabei, asymptomatisch verlaufende Fälle von Covid Infektionen früh zu erkennen und mögliche Infektionsketten unter Mitarbeitenden wie Bewohnenden frühzeitig zu brechen.
Ehrenamtliche Kräfte des ASB halfen dann ab dem Jahreswechsel 2019/2020 unermüdlich dabei, mehrere tausend Dosen Impfstoff gegen das Covid-19-Virus an die Bewohnenden und Mitarbeitenden in Pflegeheimen zu verabreichen - gemeinsam mit vier weiteren Hilfsorganisationen der Region. Sie bereiteten Kanülen, Pflaster, Desinfektionsmittel vor, zogen Spritzen auf, dokumentierten die Impfungen. Die Spritzen setzten Ärzte und Ärztinnen sowie medizinisches Fachpersonal. Mehr als 2.200 Impfstoff-Dosen gegen das Virus waren am Dreikönigstag bereits an Bewohnende von 24 Heimen im südlichen Teil des Regierungspräsidiums Karlsruhe verabreicht - binnen zwölf Tagen. Täglich kamen, je nach Verfügbarkeit von Impfstoff, Impfungen hinzu.
Startschuss für die Mobilen Impfteams (MIT) war ihr Zusammenkommen am 27.12.2020 auf dem Areal der Messe Karlsruhe. Die MITs ergänzten gemäß Vorgabe des Landes Baden-Württemberg die Zentralen Impfzentren („ZIZ“) sowie die Kreis-Impfzentren („KIZ“). Die für die Impfkampagne verantwortlichen Organisatoren stellte die Branddirektion Karlsruhe mit dem Einsatzstab Impfzentren. Die Karlsruher Samariter:innen koordinierten und stellten darüber hinaus die MIT Ärzteschaft für die Kreisimpfzentren in Bruchsal und Sulzfeld - gemeinsam mit dem Landratsamt.
Ein weiterer wichtiger Beitrag war von Beginn 2021 an der Betrieb der so genannten Zentralstelle PoC-Antigen-Schnelltest [PoC = Point of Care] als offizieller Teststelle für Bürgerinnen und Bürger. Diese stand in der Oststadt, Alter Schlachthof 13, zugleich für Besuchende von Pflegeheimen im Stadt- und Landkreis Karlsruhe bereit. Hier führten besonders geschulte Helfer:innen des ASB Region Karlsruhe zu Spitzenzeiten Nasen-Rachen-Abstriche im Minuten-Takt durch.
Die Außerbetriebnahme erfolgte im Juni 2021 mit dem letzten Zeitfenster für Testungen 16:30 - 19:30 Uhr am Mittwoch, 30. Juni. Es war zum damaligen Zeitpunkt angesichts des Infektionsgeschehens keine akute Notwendigkeit mehr zu erkennen und auch die Karlsruher Fächer GmbH hatten den Samaritern mitgeteilt, dass sie die Räume in den Gebäuden nahe des Substage von Juli 2021 an wieder ihrem eigentlichen Zweck zuführen wollte.
Die Aktivitäten für die Impfkampagne wurden 2022 mit Beginn des Sommers reduziert. Zunächst waren unter der Woche meist noch zwei bis drei Fahrzeuge unterwegs, im Spätsommer dann jeweils nur eins. Für 2021 und 2022 kam der für den Bevölkerungsschutz zuständige Erste stellv. Vorsitzende des ASB Region Karlsruhe Carsten Schmidt in Stunden gerechnet auf diese beeindruckende Bilanz allein in Bezug auf die Pandemie:
- 1.497 MIT-Einsätze mit über 13.000 geleisteten Stunden
- 335 Einsätze PoC-Testungen mit mehr als 4.200 geleisteten Stunden
- 190 Aus-/Fortbildungstermine medizinischer Art mit knapp 5.900 Stunden
- 45 Aus-/Fortbildungen mit technischem oder einsatztaktischem Hintergrund mit etwa 1.730 geleisteten Stunden sowie
- 95 Ausgabetermine/Lieferungen Schnelltests und Schutzanzüge mit knapp 550 geleisteten Stunden.
Die Freiwilligen aller Sparten erbrachten im genannten Zweijahreszeitraum fast 50.000 ehrenamtliche Stunden bei mehr als 3.300 verschiedenen Aktivitäten.
Mitte Juli 2021 kamen Einheiten des ASB Baden-Württemberg drei Tage lang den Menschen und Einsatzkräften im Ahrtal / Rheinland-Pfalz zu Hilfe, die von der Hochwasserkatastrophe dort getroffen waren. Binnen Minuten nach eingegangener Anfrage hatte man die Besatzung für den angeforderten Notfall-KTW (NKTW) beisammen, beide Kräfte neben dem ASB-Ehrenamt ebenfalls bei der DLRG aktiv, mit Erfahrung im Digitalfunk und in der Kooperation mit den am Ort zu erwartenden Wasserrettern der DLRG. 100 NKTW zählten zu dem in die betroffene Region entsandten Kontingent aus Baden-Württemberg.
Im Februar 2022 wurden Freiwillige des ASB Region Karlsruhe in Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine aktiv. Sie sammelten Material, Medikamente und Lebensmittel und machten sich mit ASB-Kolleg:innen aus Heilbronn/Franken, Ludwigsburg und Ulm auf den Weg an die polnisch-ukrainische Grenze. Dort stellte man die Sachspende für Betroffene bereit.
Weitere regionale Ereignisse:
2022 | Gründung des First-Intervention-Team („FIT“) des ASB Baden-Württemberg zusammen mit anderen ASB Regionen als schnelle Eingreiftruppe im Krisenfall (Katastrophen, Mangellagen, Versorgungsprobleme)
Juni 2022 | Teilnahme an der so genannten Bundesübung des ASB Deutschland in Worms und Mainz - mit Motorrädern und KTWs sowie MTWs im Rahmen des Kontingents Baden-Württemberg
Juli 2023 | Eröffnung der neuen Karlsruher ASB-Hauptrettungswache "Am Heegwald" zwischen Durlach und Hagsfeld - zugleich Sitz der Lehrrettungswache der Karlsruher Samariter:innen.
Oktober 2024 | Feierliche Einweihung der neuen ASB-Rettungswache Ritterstraße auf dem Areal der ehemaligen Hauptfeuerwache in der Karlsruher Südweststadt. Die neue Wache ersetzt künftig die alte Innenstadtwache in der Kriegsstraße.
Teilnahme des Karlsruher Bevölkerungs- und Katastrophenschutz bei der internationalen EU-Großübung „Magnitude“ vom 24.-26. Oktober 2024.
An mehreren Orten in Baden-Württemberg (u.a. Mosbach im Neckar-Odenwald-Kreis) trainierten rund 1.000 Einsatzkräfte aus Baden-Württemberg, Österreich, Griechenland, der Schweiz und Frankreich anhand eines fiktiven Erdbebens im Oberrheingebiet die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.