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Hommage an eine unserer Bewohnenden

Elisabeth Stadtmüller feierte 101. Geburtstag

Ubstadt-Weiher, Landkreis Karlsruhe, ein Samstag im Advent: Der 5. Dezember machte deutlich, welch besonderes Jahr 2020 auch für Elisabeth Stadtmüller war. Zwei Tage vor ihrem Geburtstag unterzog sie sich mit weiteren Bewohnenden im ASB-Pflegezentrum Josefshaus einer strukturierten, so genannten Reihentestung: Abstrich im Nasen-Rachen-Raum, Antigen-Schnelltests. Alle Ergebnisse, auch die der Mitarbeitenden des Pflegezentrums: negativ. Das Motto der Frau aus dem Ortsteil Zeutern: den Widrigkeiten trotzen!

Erfahrung im Blick: Wer, wie Kurt Stahl, die über Hundertjährige nach ihrem Leben fragt, erntet gerne ihr unnachahmliches Lächeln. | Bildnachweis: ASB Karlsruhe

Am 7. Dezember war es dann es soweit: Sie feierte ihren ein Hundert ersten Geburtstag – in Zahlen: 101. War die Test-Helferin ihr zwei Tagen zuvor aus Gründen der Vorsorge im Schutz-Overall entgegengetreten, Gesicht von Brille und Maske verdeckt, reichte für Eileen Schmidt an diesem Ehrentag eine FFP2-Maske.

Die ASB-Pflegedienstleiterin gratulierte einer Frau, die seit 2016 unter dem Dach des ASB in Ubstadt-Weiher lebt. Es folgten Angehörige per Telefon und Skype. Kolleginnen und Kollegen aus Pflege und Betreuung des Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) schauten einzeln vorbei.

Offen für Neues: Auch mit inzwischen 101 Jahren zeigt sich die Jubilarin in Ubstadt-Weiher für neue Entwicklungen aufgeschlossen. Hier skypt sie erstmals mit ihren Angehörigen.| Bildnachweis: ASB Karlsruhe

Zünftige Festtagsklänge vom Musikverein Zeutern im Josefshaus, Familientreffen im Pflegezentrum, Besuch von Bürgermeister Tony Löffler mit Gruß von Gemeinde und Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg – das war das Drehbuch zum Hundertsten vor einem Jahr.

Es war ein Fest, wie es eben im Buche steht in einer Zeit ohne Pandemie. Die Gegenwart aber erfordert Einfallsreichtum, um die aktuell empfohlene „soziale Distanz“ zu überwinden – auch in einer Pflegeeinrichtung.

Mit 100 Jahren zum ersten Mal skypen? Ja, ausprobieren, gern! Es ist Anfang April des Jahres, als die Bewohnende zum ersten Mal auf einem Laptop-Monitor ihre Lieben in Stuttgart entdeckt, erfreut. „Hast du gut geschlafen?“, lautet die Einstiegs-Frage.

In die Augen schauen, das Achten auf Ausdruck, Mimik, Stimme, um sich ein Bild vom Anderen und seiner Verfassung zu machen - Videotelefonie macht das möglich, ungeachtet eines gesetzlich verordneten Besuchsverbots.

Als Landwirtin versorgt sie sich selbst. In Bruchsal wie in Zeutern verdient sie ihren Lebensunterhalt als Näherin. Ihre Lebensleistung, gestärkt von „Glaube und Kirche“, würdigte das Mitteilungsblatt Ubstadt-Weiher 2019 in einem Bericht. „Sie hat selbst keine eigenen Kinder .. auch nicht mehr geheiratet … hat für insgesamt neun Kinder die Patenschaft übernommen.“

Natur, Pflanzen und Menschen gilt ihr Interesse. Elisabeth Stadtmüller schaut im Fernsehprogramm nach ansprechenden Dokumentationen, liest, tauscht sich mit Freunden, Nachbarn, Angehörigen auch über solche Themen aus. Das halte sie fit, sagt die Frau und lächelt. „Ein erfülltes Leben erfüllt sich in Momenten“, meint sie.

Gesund, glücklich und gelassen: Elisabeth Stadtmüller aus Zeutern (l.) im ASB-Pflegezentrum Josefshaus in Ubstadt. Eileen Schmidt (r.), Pflegedienstleiterin im Haus gratulierte ihr zum 101. Geburtstag. | Bildnachweis: ASB Karlsruhe

„Wie geht es Ihnen, Frau Stadtmüller?“, fragte auch der Leiter des Hauses Kurt Stahl. Als Antwort erntete er das Lächeln, das die, die sie kennen, „unnachahmlich“ nennen. Elisabeth Stadtmüller packt, so scheint es, die Erfahrungen ihres Lebens in dieses Lächeln – ein Zeichen der Gemütsruhe, mit der sie den Prüfungen auf vielen Stationen ihrer Vita, die 1919 begann, begegnet ist.

Versuch eines Rückblicks: Elisabeth Stadtmüller arbeitet auch während des Krieges auf dem Kleinbauernhof der Eltern. 1950 baut sie ein Haus. Der Nachricht, dass ihr Mann als vermisst gilt, trotzt sie. Hoffend, dass sie ihn einmal wieder in die Arme schließen kann. Doch der Geliebte – bleibt verschollen.

Geborgenheit im Kontakt: Die Begegnungen mit Freunden, Nachbarn und den nächsten Angehörigen, besondere Momente, auch die Prüfungen Lebens zählen für Elisabeth Stadtmüller zu einem erfüllten Leben. | Bildnachweis: ASB Karlsruhe

Und ihr Rezept für ein langes Leben, ihre Botschaft an die Welt? Sie schweigt. Doch da ist es wieder, kaum wahrnehmbar, das fröhliche Grinsen um Augen und Mund.

"Ein erfülltes Leben erfüllt sich in Momenten.“

Elisabeth Stadtmüller
Mit 101 Jahren die älteste Bewohnende in den Pflegeeinrichtungen des ASB Region Karlsruhe